Nachdem ich bereits vor rund zwei Wochen die große Ehre hatte, über die Küche am Med Campus IV zu berichten, folgt die Fortsetzung meiner Serie - der Krankenhaus-Küchen - heute am Neuromed Campus.
Der Neuromed Campus, welcher vermutlich vielen noch unter der Bezeichnung "Landes-Nervenklinik Wagner Jauregg " geläufig ist, gehört seit 2015 zum Kepler Universitätsklinikum.
Hier im Neuromed Campus hat Anton Schober
die Leitung der Küche übernommen, nachdem Gerald Donabauer - (am Bild links) der hier über 20 Jahre lang die Leitung innehatte, als Betriebsleiter aller Küchen am Med Campus sein Büro bezogen hat.
Toni, wie auch ich ihn nennen darf, holt mich heute Morgen am vereinbarten Treffpunkt um 8 Uhr pünktlich ab, um mir seine Wirkungsstätte (um es mal kreativ zu bezeichnen) heute im Detail vorzustellen.
Die Großküche hier befindet sich vom Haupteingang betrachtet auf der linken Seite.
Als ich heute Morgen hier eintreffe,
ist es im Speisesaal, der für alle Mitarbeiter des Hauses zur Verfügung steht, noch sehr ruhig.
Toni bietet mir vorab in seinem Büro (vorbei an seinen fleißigen Kolleginnen, vorne im Bild die Stellvertreterin Melanie) ein feines Frühstück an, welches ich dankend annehme.
Beim Cafe erzählt er mir dann, dass er vor vielen Jahren im schwarzen Anker am Hessenplatz seine Kochlehrer absolviert hat.
Dazwischen liegen einige Jahre, aber vielmehr noch, großartige Erfahrungen, die Toni international sammeln konnte. Fairerweise muss ich auch gestehen, dass ich schon ziemlich neugierig war, Toni kennenzulernen. Sein guter Ruf eilte ihm schon sehr lange voraus, denn, Toni ist seit rund 20 Jahren auch Konditormeister und der Maître von Lindt Schokolade.
Eine Leidenschaft, die uns wohl verbindet. Eine Leidenschaft, die Toni trotz seines Fulltime-Jobs hier in der Küche, in seiner Freizeit lebt.
Hier in der Großküche werden täglich von rund 45 Mitarbeitern an die 3.000 Essen produziert. Davon sind 600 bis 900 Portionen täglich für die Mitarbeiter des Hauses und 700 Portionen für die Patienten auf den einzelnen Stationen für das Frühstück, Mittag- und Abendessen.
Heute mittwochs, gibt es zusätzlich Pizza für die Mitarbeiter.
Das Bild am Display hat es morgens beim Eintreffen schon im Speisesaal verraten - am Nachhauseweg, der Duft, der bereits durch den Speisesaal zieht.
Eine meiner ersten Fragen heute ist natürlich, worin sich die Küche im Neuromed Campus zur zuletzt besuchten Küche am Med Campus IV inhaltlich unterscheidet. Die Frage ist rasch beantwortet, denn hier im Neuromed Campus verweilen die Patienten meist länger, daher werden die Speisepläne hier nicht für 3 Wochen, sondern für 5 Wochen erstellt. Zudem ermöglicht hier das Krankheitsbild der Patienten auch eine andere Kost, als beispielsweise auf einer Internen oder Kinder-Station. Das heißt vereinfacht ausgedrückt, man versucht hier zu kochen, wie man es von zuhause gewöhnt ist.
Der Grießschmarren, die hausgemachten Semmelknödel oder das Gulasch zeigen es später in der Praxis ....
Als wir mitten im Plaudern sind, kommt Walter vom Lager zu uns ins Büro herein. Er bringt Toni die aktuelle Bedarfsliste für den Einkauf.
Eingekauft wird hier, genauso wie am Med Campus IV vorrangig regional und vieles davon in BIO-Qualität.
Nachdem ich bestens gestärkt bin, machen wir uns nun auf den Weg in und durch die Küche und müssen auch ein scherzhaftes Selfie dazu machen 🫢
Wir starten im hinteren Bereich, dort wo die Patisserie ihre Heimat hat. Ihr wisst ohnehin: es ist mein absolutes Lieblingsthema.
Die Bananenschnitten sehen sowas von fein aus, dass ich direkt die Patienten um den ersten Bissen davon beneide. Nein, Spaß beiseite - Gesundheit steht über allem, aber dennoch finde ich eine gute Küche sehr wichtig im Genesungsprozess der Patienten. Aber das Thema Patisserie ist auch im Berufsbild eines Koches - einer Köchin oder Patissière ein Wichtiges. Die Linzer Torte wird mir zurecht aus dem Kühlraum stolz gezeigt, denn auch diese- wird hier im Haus zubereitet. Schließlich gibt es auch Gastgeschenke, Feste oder Termine - wo immer wieder Mehlspeise benötigt wird.
Viele der Mitarbeiter plaudern mit mir, erzählen mir von ihrer Herkunft, von ihren vorherigen Stationen, aber auch, warum sie nun gerne hier im Neuromed Campus arbeiten.
Über 10 Nationen finden hier gemeinsam einen wertvollen, tollen Arbeitsplatz: Bosnien, Kroatien, Rumänien, Philippinen, Nepal, Mauritius, Brasilien, diverse afrikanische Länder, Albanien, Marokko und natürlich Österreich.
Der Frühdienst startet hier bereits um 5 Uhr morgens und geht bis 13.30 Uhr, der ND (normaler Dienst) von 6 Uhr bis 14:30 Uhr und der NK (Spätdienst) von 7:30 bis 16 Uhr.
Damit sich jeder Mitarbeiter hier von Beginn an wohl fühlt und gut aufgenommen ist, hat Toni eine eigene Mitarbeiter-Mappe erstellt, die die grundlegenden Themen sehr gut abbildet.
Ich erlebe auch hier wieder ein gut zusammengespieltes, freundliches und überaus harmonisches Team, welches trotz vieler Arbeit immerzum Scherzen aufgelegt ist.
Jasmin ist neu hier, sie kümmert sich gerade darum, das Gemüse für die Mittagsgerichte zu rösten.
Apropos, die gesunde Ernährung ist hier eine der Prioritäten.
Toni erzählt mir, dass z.B. genau aus diesem Grunde bei jedem Rezept 10% - 30% des Weizenmehls durch Vollkorn ersetzt wird und damit das Gericht mehr Nährstoff liefert.
Dies ist aber nur einer der Maßnahmen, welche die oben erhaltene Auszeichnung bestätigt.
Als ich in der Küche nun Station für Station weiter gehe, treffe ich ein bekanntes Gesicht. Hermann!
Er ist das Herz der Diätküche, spezialisiert auf die vegetarische Küche und gelernter Koch. Viele, viele Jahre zählte er zu den Masterminds und Teilhabern des Gelben Krokodils, dessen Küche wir alle kennen und schätzen, bis er sich 2018 für eine neue Aufgabe entschieden hat und nun hier seit einigen Monaten sein Wissen und Können in einem geregelten, sicheren Arbeitsumfeld einbringt. 14 Leute sind hier mit der Aufbereitung am Mittagsband beschäftigt.
Yvonne steht am Beginn der Station und kümmert sich um die vorgewärmten Teller.
Sabine König ist hier heute auf der Suppenstation und schenkt mir trotz vieler Arbeit einen ungeplanten und somit überraschten Blick in die Kamera.
Alleine das Zusehen fasziniert mich, wie hier alle als Team gemeinsam die Portionen für die Stationen,
sehr sorgsam aufbereiten.
Es ist keine einfache Aufgabe, denn eine große Vielfalt, inklusive Sonderwünsche oder medizinische Notwendigkeit für Sonderbestellungen, ist dabei nötig.
Das Video dazu zeigt es meines Erachtens richtig gut.
Bevor wir die Hauptküche nun wieder verlassen, zeigt mir Toni noch all seine Kühlzellen, Vorratsräume und auch Stauflächen, die bei der Logistik hier in der Großküche eine wichtige Rolle spielen.
Nun ist im Speisesaal mittlerweile auch schon etwas Leben eingekehrt, denn die ersten Mitarbeiter der Klinik sind bereits eingetroffen.
Das Salatbuffet ist bereits bunt gefüllt
und spricht mich total an.
Während sich die einen fürs Gulasch, die andern für den Grießschmarrn oder eine Pizza entscheiden, bleibe ich unspektakulär vor dem Suppen Angebot stehen. Aus den Wannen entweicht nämlich ein herrlicher Duft 😍
Erwähnenswert finde ich persönlich auch, dass das Mittagessen auch vakuumiert angeboten wird, sodass sich die Mitarbeiter Gerichte, für die ganze Familie zu einem vergünstigten Preis kaufen und mit nach Hause nehmen können. Ein Mehrwert, den viele hier sehr zu schätzen wissen - BRAVO - TOP Arbeitgeber!
Dieser Mehrwert spiegelt meines Erachtens auch die Philosophie des gesamten Betriebes wider. Man schätzt die Mitarbeiter, man schätzt die Arbeit und man schätzt die Gäste hier!
Ich sage DANKE an das gesamte Team, für den spannenden, informativen Vormittag in der Großküche am Neuromed - Campus des Kepler Universitätsklinikums! Mein Tipp für DICH: Wer abseits der Gastronomie einen gesicherten Job, mit zeitlich gut zu vereinbarenden - familienfreundlichen Arbeitszeiten sucht, ist sicherlich hier in der Küche am Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikum gut aufgehoben.
Bericht vom 22.11.2023
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